In der Sonderausgabe 2023 des ew – Magazin für Energiewirtschaft zum Thema „Stadtwerke der Zukunft“ geben wir Einblicke in die Transformation des Gewerbequartiers Smart East in der Oststadt von Karlsruhe zu einem klimaschonenden Quartier mit 620 kWp Photovoltaik und optimierter E-Mobilität mit inzwischen 50 Ladepunkten. Anhand des Fallbeispiels erläutern wir, wie Immobilienbetreiber und Energieversorger von der erprobten Gesamtlösung für nachhaltige und kostengünstige E-Mobilität profitieren – und wie diese sich durch zukunftsfähige und nachgefragte Geschäftsmodelle im neuen Marktumfeld behaupten können.
Steigende Nachfrage in Gewerbeimmobilien nach Ladeinfrastruktur und Vor-Ort-Erzeugung von PV-Strom
In Zeiten der dezentralen Vor-Ort-Erzeugung erneuerbarer Energien, des Markthochlaufs der Elektromobilität und der umfangreichen Digitalisierung des Energiesystems stehen Liegenschaftsbetreiber und Energieversorger vor großen Herausforderungen. Sie müssen sich mit neuen Geschäftsmodellen am Markt behaupten und den Anforderungen einer nachhaltigen Zukunft gerecht werden. Wirtschaftlich motivierte Geschäftsmodelle sind zugleich von entscheidender Bedeutung, um den ökologischen Fußabdruck der urbanen Lebensräume zu verringern.
Optimiertes Laden von Elektrofahrzeugen erhöht Wirtschaftlichkeit von Ladestromangeboten
Smart Charging macht sich die Eigenschaft zunutze, dass Elektroautos auf dem Firmenparkplatz viel länger stehen, als sie laden müssen – und der Strompreis während dieser Zeit schwankt. Im Reallabor Smart East übernimmt lnnoCharge die operative Ladeoptimierung, um neue Vermarktungsoptionen für Ladeflexibilität zu demonstrieren und zu erproben. Das Herzstück der Ladeoptimierung ist der lnnoCharge-Lade-Dirigent, an den alle Ladepunkte angebunden sind und der berechnet, wann während der Standzeit mit welcher Leistung geladen wird. Dazu nutzt er Daten über den günstig verfügbaren PV-Strom, über die kontinuierlich schwankenden Preise am Spotmarkt sowie über die Lastsituation in der Liegenschaft und im öffentlichen Stromnetz. Im betrachteten Quartier wird der PV-Strom so komplett im Quartier vermarktet und eine niedrig vergütete Einspeisung ins Netz vermieden. Reicht der vor Ort erzeugte Strom nicht aus, senkt der Dirigent die Beschaffungskosten für den Reststrom aus dem öffentlichen Netz durch Nutzung dynamischer Strompreise. Dies erhöht den Gewinn des Stromlieferanten bzw. Ladepunktbetreibers, wovon am Ende der Nutzer des Ladestromangebots in Form von günstigerem Ladestrom profitiert.
Skalierbare Blaupause für wirtschaftliche Geschäftsmodelle für Energiewende und Elektromobilität
Der Artikel zeigt, wie durch die zwei erprobten Geschäftsmodelle für optimierten Ladestrom sowie Photovoltaik-Mieterstrom eine mehrfache Win-Situation entsteht: Eigentümer profitieren, indem sie ihr Dach für PV-Anlagen verpachten. Quartiersversorger können den Grünstromanteil erhöhen und den günstigen PV-Strom wirtschaftlich in ihrer Zielgruppe vor Ort vermarkten. Der Kostenvorteil kann an die Mieter weitergegeben werden, deren Vorteile schließlich auf der Stromrechnung sichtbar werden. Und die Stadt profitiert von einer besseren CO2-Bilanz.