Haushaltsnahe Kleinanlagen wie Wallboxen und Wärmepumpen können künftig nicht nur von dynamischen Strompreisen der Stromlieferanten, sondern ab April 2025 zusätzlich von den neuen innertäglich variablen Netzengelte der rund 800 deutschen Verteilnetzbetreiber profitieren. Diese haben die Verteilnetzbetreiber nun erstmals für das bevorstehende Jahr veröffentlicht. Für Stromlieferanten und Stadtwerk bedeutet dies die große Chance, innovative Tarife zu entwickeln, die nicht nur die dynamischen Beschaffungskosten, sondern auch die zeitvariablen Netzentgelte berücksichtigen. InnoCharge hat die frisch veröffentlichten variablen Netzentgelte analysiert: Deutliche Preisspreads bringen große Vorteile für flexible Stromkunden und unterstreichen die zentrale Rolle einer smarten Flex-Optimierung.

Variable Netzentgelte als attraktive Ergänzung für dynamische Stromtarife

Der in der Energiewirtschaft lange diskutierte Paragraf 14a definiert heute ein rechtlich klares Rahmenwerk für den Anschluss von steuerbaren Verbrauchseinrichtungen wie Wallboxen und Wärmepumpen im Verteilnetz. Die damit zusammenhängenden Beschlüsse der Bundesnetzagentur ermöglichen und verpflichten Verteilnetzbetreiber nun erstmals zum Angebot innertäglich zeitvariable Netzentgelte (Modul 3). Diese reizen die Verschiebung flexibler Lasten in Zeiten geringer Netzbelastung an. Damit haben Stromkunden ab dem 1. Januar 2025 nicht nur Anspruch auf dynamische Stromtarife ihres Stromlieferanten, sondern ab dem 1. April 2025 zusätzlich auch erstmals auf variable Netzentgelte ihres Verteilnetzbetreibers.

Klar definierte variable Netzentgelte für den Massenmarkt

Die für Stromkunden mit steuerbaren Verbrauchseinrichtungen optional wählbaren variablen Netzentgelte bieten Verteilnetzbetreiber in Form von drei jährlich im Voraus definierten Preisstufen an: Niedriglast-, Standardlast- und Hochlasttarif. Die dazugehörigen Preisfenster werden ebenfalls jährlich im Voraus veröffentlicht, z.B. “Niedriglasttarif gilt zwischen 0 und 4 Uhr”. Die Preise und Zeitfenster sind von jedem Verteilnetzbetreiber individuell für sein Netzgebiet festzulegen. Die Vorgaben der Bundesnetzagentur sichern ein in den Grundzügen einheitliches Angebot über die gut 800 Verteilnetzbetreiber hinweg.

Standardlast-, Niedriglast- und Hochlasttarif für Haushaltskunden und Gewerbe

Anspruch auf variable Netzentgelte haben alle Stromkundinnen und -kunden auf Verteilnetzebene. Jeder Verteilnetzbetreiber muss sie zum Start in mindestens zwei der vier Quartale eines Jahres anbieten. Die drei Tarifstufen und die dazugehörigen Zeitfenster sind für jeden Tag identisch und müssen sich an folgende Vorgaben der Bundesnetzagentur halten:

  • Standardlasttarif (ST): Der “normale” Netzentgelt-Arbeitspreis (ct/kWh).
  • Niedriglasttarif (NT): Netzentgelt-Arbeitspreis 10 bis 40 % des ST.
  • Hochlasttarif (HT): Netzentgelt-Arbeitspreis bis zu 100 % über dem ST; mindestens für zwei Stunden des Tages gültig.

Innerhalb dieses Rahmens müssen die variablen Netzentgelte gemäß Bundesnetzagentur so festgelegt werden, dass die von Verbrauchern mit “normalem” Stromverbrauch (d.h. Standardlastprofil für Haushaltskunden, H0) zu bezahlenden Netzentgelte bei Wahl der zeitvariablen Netzentgelte im Durchschnitt dem normalen Netzentgelt entsprechen.

Das bedeutet, dass der Strombezug zusätzlicher flexibler Lasten garantiert günstiger wird, sofern eine automatisierte Flex-Optimierung sie in Niedriglasttarif-Zeitfenster schiebt. Durchschnittlich über die 15 betrachteten Verteilnetzbetreiber beträgt diese Ersparnis 7,51 ct/kWh.

Analyse der 15 größten Verteilnetzbetreiber zeigt große Preisspreads und hohe Ersparnis für flexible Verbraucher

InnoCharge hat die neu veröffentlichten zeitvariablen Preise von 15 der größten Verteilnetzbetreiber analysiert. Folgende Abbildung verdeutlicht die Niedrigtarif-, Standardtarif und Hochtarifpreise der 15 ausgewählten VNB:

In Zuge des Hochlaufs von Elektromobilität und Wärmepumpen sollen diese Anreize in einer Verschiebung der flexiblen Lasten resultieren. Durch die variablen Netzentgelte sollen Stromkundinnen und -kunden an ihren Beiträgen zur Ersparnis eines teueren Netzausbaus beteiligt werden. Die Preise spiegeln wieder, dass der Bedarf abhängig von der Situation eines Netzbetreibers ist (städtisch, ländlich, freie Kapazitäten etc.). Im Durchschnitt der 15 betrachteten VNB ist die Differenz von ST zu NT 7,51 ct/kWh und die Differenz von ST zu HT 4,99 ct/kWh:

TarifDurchschnittliches Netzentgelt der 15 Verteilnetzbetreiber
Hochlasttarif14,66 ct/kWh
4,99 ct/kWh
Standardlasttarif9,67 ct/kWh
7,51 ct/kWh
Niedriglasttarif2,16 ct/kWh

Folgende Abbildung zeigt die Verteilung der drei Preisstufen innerhalb der 24 Stunden eines Tages. Es lässt sich erkennen, dass insbesondere eine Verschiebung flexibler Lasten in die Nachstunden mit traditionell geringer Auslastung des Verteilnetzes angereizt wird:

Die Abbildung verdeutlicht, dass variable Netzentgelte die Preisschwankungen der Strompreise am Spotmarkt verstärken: Am Spotmarkt sind die Strompreise in Abendstunden zwischen 17 und 21 Uhr üblicherweise hoch und nachts zwischen 12 und 5 Uhr üblicherweise niedrig. Somit erhöhen variable Netzentgelte die durch eine Optimierung erzielbare Kostenersparnis für flexible Stromkunden beachtlich.

Parallele Berücksichtigung von Flex-Anreizen seitens Markt, Netz und der Kundenanlage wird immer wichtiger

Die jetzt veröffentlichten Preise verdeutlichen die Vorteile variabler Netzentgelte als ein Baustein neuer Geschäftsmodelle für Stromkunden mit flexiblen Verbrauchseinrichtungen. Eine Flex-Optimierung, die parallele Anreize seitens Markt, Netz und Kundenanlage ganzheitlich berücksichtigt, wird immer wichtiger und ist für attraktive Stromtarife unerlässlich. Zentraler Aspekt der Skalierung ist das nahtlose Zusammenspiel der energiewirtschaftlichen Flex-Optimierung mit Heim-Energiemanagementsystemen, Spotmarkt-Beschaffungsystemen sowie Kundenportalen und -Apps zur Nutzerinteraktion.

Mit der Softwarelösung von InnoCharge einfach zum attraktiven Flex-Strom-Tarif

Der Wert von kleinteiliger und kurzfristiger Flexibilität im Stromverbrauch steigt seit Jahren. Mit hohen Ersparnismöglichkeiten, dem fortschreitenden Smart-Meter-Rollout und dem Hochlauf von E-Mobilität, Wärmepumpen, PV und Batteriespeichern ist davon auszugehen ist, dass dedizierte Tarife für optimierten Flex-Strom in den kommenden Jahren zum Standardangebot eines jeden Stromlieferanten werden.

Die Flex-Optimierungsplattform von InnoCharge adressiert die neuen Möglichkeiten: Bereits heute ermöglicht InnoCharge die komfortable Optimierung nach zeitvariablen Netzentgelten (§ 14a EnWG, Modul 3) in Kombination mit der Optimierung nach dynamischen Strompreisen (day-ahead und intraday), PV-Überschüssen sowie der Vermarktung kurzfristiger Fahrplananpassungen als Regelreserve. Dabei adressiert die White-Label-Softwarelösung von InnoCharge den skalierbaren Massenmarkt mit kleinteiligen Flex-Anlagen wie Ladestationen, Elektrofahrzeugen, Wärmepumpen und Batteriespeicher im Heim- sowie Gewerbebereich.

Weiterführende Informationen der Bundesnetzagentur 

  • Festlegung BK6-22-300 — Integration von steuerbaren Verbrauchseinrichtungen und steuerbaren Netzanschlüssen nach § 14a Energiewirtschaftsgesetz
  • Festlegung BK8-22/010-A — Reduzierung der Netzentgelte